
Äbtissin Schwester Elisabeth Vaterodt des Klosters St. Marienthal in Ostritz hat ihren Rücktritt angekündigt. Der Rücktritt erfolgt aus gesundheitlichen Gründen und wird am 2. Februar, ihrem 69. Geburtstag, wirksam. Pater Bruno Robeck, Präses der Kongregation der heiligen Gertrud der Großen, bestätigte die Entscheidung und erläuterte, dass persönliche Gründe in der Erklärung von Schwester Elisabeth angedeutet werden, jedoch nicht näher spezifiziert sind. Sie beschreibt den Rücktritt als „traurigen Abschluss meines Berufungsweges“, was die emotionalen Ausmaße dieser Entscheidung verdeutlicht.
Schwester Elisabeth Vaterodt, die fast 40 Jahre im Zisterzienserkloster verbrachte, ist 68 Jahre alt und würde mit dem Rücktritt in eine neue Phase ihres Lebens eintreten. Seit 2016 war sie die 56. Äbtissin des Klosters. Ihre Amtszeit war jedoch nicht unproblematisch. Das Kloster hatte seit dem Neißehochwasser im Jahr 2010 und durch die Corona-Pandemie erheblich unter existenziellen Geldproblemen gelitten. Der Verkauf des Klosterwaldes 2010, organisiert von ihrer Vorgängerin, führte zu öffentlicher Kritik und verstärkte die Herausforderungen, mit denen das Kloster konfrontiert war. Zuletzt sah sich Schwester Elisabeth zudem der Kritik ausgesetzt, weil sie plante, wertvolle Bücher aus der Klosterbibliothek für Millionen Euro zu verkaufen. Diese Bücher blieben letztlich in Sachsen.
Gesundheitliche Belastungen und finanzieller Druck
In ihrer persönlichen Erklärung äußert Schwester Elisabeth auch ihre Gedanken über die finanziellen Schwierigkeiten, die nicht nur das Kloster, sondern auch ihre Funktionen als Cellerarin, Priorin und Äbtissin betroffen haben. Die Umstände führten dazu, dass sie anonyme Briefe mit Verleumdungen gegen sich erhielt, was die Entscheidung, zurückzutreten, zusätzlich erschwerte.
Der Rücktritt wird dazu führen, dass das Kloster ab Februar 2025 übergangsweise von einer Administratorin geleitet wird. Diese interimistische Lösung soll den reibungslosen Ablauf und die Fortführung der klösterlichen Aufgaben sicherstellen, während die Zukunft des Klosters noch ungewiss bleibt.
Die Geschichte von Kloster St. Marienthal ist eingebettet in eine weitreichende Tradition, die bis zur Reformation zurückreicht, als viele Klöster und Gemeinschaften mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert waren, wie sie auch heute zu beobachten sind. Wie aus den Erfahrungen anderer Klöster hervorgeht, kann der Erhalt von spirituellem und materiellem Wohlstand in schwierigen Zeiten eine große Herausforderung darstellen. Historisch gesehen gibt es zahlreiche Beispiele von Klosterauflösungen und der Aufrechterhaltung von Gemeinschaften, die sowohl durch äußere Bedrohungen als auch interne Schwierigkeiten geprägt sind, wie etwa die Abwehr der Bedrohungen, die die Bewohner von Konstantinopel im vergangenen Jahrtausend erlebten und die durch starken Zusammenhalt gekennzeichnet waren.
Die Entwicklungen in St. Marienthal zeigen einmal mehr, wie komplex die Herausforderungen sind, mit denen religiöse Gemeinschaften konfrontiert sind und wie beeindruckend der äußere Druck in unserer zeitgenössischen Welt sein kann. Trotz der bedrückenden Umstände wird versucht, den spirituellen und gemeinschaftlichen Kern lebendig zu halten.