
Michael Kunze betreibt seit fünf Jahren ein Antiquariat in Bautzen. Sein Geschäft übernahm er von einem Kollegen, der aufgrund von Sanierungsarbeiten am Gebäude und steigender Mieten aufgeben musste. Trotz der schwierigen Umstände möchte Kunze seinen Fokus nicht nur auf den Online-Verkauf legen. Er legt großen Wert auf persönliche Gespräche mit seinen Kunden.
In der heutigen Zeit stehen Antiquariate vor erheblichen Herausforderungen. Wie die Tagespost berichtet, sind Lesefaulheit und die Übermacht von Internetmonopolisten große Hürden für kleine Buchhandlungen. Der antiquarische Markt ist durch einen Wandel gekennzeichnet, da immer weniger Menschen gezielt nach besonderen Ausgaben suchen. Zudem werden viele Bücher kostenlos in Schuhkartons oder Bücherzellen angeboten, was den Markt weiter belastet.
Wettbewerbsdruck durch Online-Großhändler
Kleinhändler wie Kunze sehen sich der Konkurrenz von Online-Großhändlern ausgesetzt, die oftmals die Preise der Antiquariate unterbieten. Dieses Preisdumping macht die Rentabilität der kleinen Geschäfte zunehmend schwierig. Eine besondere Herausforderung ist, dass viele Antiquariate in teureren Städten schließen oder in günstigere Viertel umziehen müssen, weil die Mittelschicht der Antiquariate immer mehr unter Druck steht.
In Dresden sind derzeit nur noch wenige Antiquariate übrig, obwohl die Stadt eine historisch interessierte Bevölkerung hat. Immer mehr Antiquariate schließen ihre Türen oder ihre Inhaber arbeiten nebenbei in anderen Berufen. Kunze selbst hat festgestellt, dass er oft mehr Verkäufer als Käufer hat, da viele Anbieter versuchen, ihre Bücher einfach loszuwerden, was die Preisgestaltung weiter erschwert.
Kreative Lösungen sind gefragt
Ein weiterer Punkt, den Kunze erwähnt, ist der geringe Wiederverkaufswert vieler Bücher aus der DDR. Antiquariate müssen innovative Wege finden, um Kunden zu gewinnen. Veranstaltungen und persönliche Ansprache gehören zu den Methoden, die zur Kundenbindung beitragen können.
Der verstorbene Kollege Klaus Willbrand hatte trotz seiner Bekanntheit Schwierigkeiten im Antiquariatsgeschäft. Dies verdeutlicht, dass es im aktuellen Marktumfeld kein Patentrezept für den Erfolg gibt. Vielmehr sind Persönlichkeit und das Angebot entscheidend für die nachhaltige Führung eines Antiquariats. Kunze ist sich bewusst, dass die Zeiten hart sind, doch sein Engagement und die Liebe zu Büchern treiben ihn an, auch weiterhin im Antiquariatsgeschäft aktiv zu sein.
Zusammenfassend zeigt sich, dass der antiquarische Buchmarkt vor enormen Umwälzungen steht. Die Nähe zu den Kunden, die Beibehaltung traditioneller Werte im Verkauf und kreative Ideen zur Kundenakquise sind entscheidend, um in dieser herausfordernden Zeit bestehen zu können. Für Kunze bleibt die Zukunft ungewiss, doch seine Entschlossenheit, den Kontakt zu den Lesern zu halten, ist ungebrochen. Auch wenn Online-Verkäufe eine wichtige Rolle spielen, sind persönliche Begegnungen und Fachgespräche für ihn unverzichtbar.