
In der sorbischen Gemeinde bei Bautzen wurde ein schockierender Vorfall gemeldet: Ein sorbisches Wegekreuz in Salzenforst, das erst 2021 saniert wurde, wurde in der Nacht auf den 2. Februar 2024 beschädigt. Das Kreuz, das sich an der Ecke Handrij-Zejler-Straße und Schwalbenweg befindet, konnte von den Tätern nicht völlig entfernt werden. Lediglich der vergoldete Christuskorpus samt zwei Ornamente wurden entwendet, während das schwarze Kreuz auf Granitsockel unversehrt blieb. Diese Tat hat bei der sorbischen Gemeinschaft große Besorgnis ausgelöst und wird als Angriff auf ihre kulturelle Identität betrachtet. Der Vorsitzende der Domowina, Dawid Statnik, zeigte sich betrübt über den Vorfall und hob die Notwendigkeit zur Rekonstruktion des geklauten Kunstwerks hervor. Er bezeichnete die Tat als einen Angriff auf die christliche Gesellschaft der Sorben und deren kulturelle Identität. Statnik appellierte zudem an die Bürger, wachsam zu sein und solche Angriffe zu melden, um die kulturellen Symbole der Sorben zu schützen.
Doch dieser Vorfall ist nicht isoliert. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Angriffen auf religiöse Symbole in der Region. Im September 2020 wurde beispielsweise ein vergoldetes Kreuz zwischen Radibor und Großdubrau entwendet. Auch in Schirgiswalde wurden ein Kreuzsockel mit roter Farbe beschmiert, was einen Schaden von etwa 100 Euro verursachte. Im Januar 2022 war ein Metallstab von einem Denkmal in Strohschütz verschwunden. Diese Vorfälle haben Ermittlungen des Staatsschutzes nach sich gezogen, die teils auf eine mutmaßliche Schändung von vier Wegkreuzen in Wittichenau im Oktober 2022 hinwiesen. Innenminister Armin Schuster (CDU) äußerte, dass die Tat möglicherweise religiöse oder politische Motive haben könnte.
Gemeinsame Herausforderungen und Aufrufe zum Handeln
Das Bistum Dresden-Meißen und Daniel Frank, der Leiter des Katholischen Büros Sachsen, haben die sächsische Landesregierung aufgefordert, aktiv gegen diese Attacken vorzugehen. Besonders in sorbischen Gebieten wie Sollschwitz und Saalau kam es wiederholt zu Schändungen von Wegkreuzen. Aloysius Mikwauschk (CDU) hat angekündigt, sich in dieser Angelegenheit beim sächsischen Innenminister Gehör zu verschaffen und betont die Notwendigkeit intensiverer Untersuchungen dieser Vorfälle.
Die Erhaltung von Kreuzen, die in der Oberlausitz über tausend religiöse Symbole darstellen, ist nicht nur eine Frage des kulturellen Erbes. Vielmehr spielen diese Symbole eine fundamentale Rolle für die sorbische Identität. In der Gemeinschaft werden diese Kreuze als Ausdruck von Glauben und Tradition betrachtet. Sie sind Teil der individuellen und kollektiven Identität der Sorben, die eine der ältesten ethnischen Minderheiten Mitteleuropas sind. Ihre Geschichte, tief verwurzelt in der Kultur- und Sprachentwicklung, muss dringend gewahrt werden.
Die Rolle der Sorben und ihrer Identität
Die sorbische Kultur sieht sich gegenwärtig zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Die Gemeinschaft bemüht sich, ihre Traditionen und Bräuche an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Bildungseinrichtungen, Vereine und kulturelle Veranstaltungen sind entscheidend, um das Bewusstsein für die sorbische Identität zu schärfen und eine Verbindung zur historischen Vergangenheit aufrechtzuerhalten. Die Sorben sind bestrebt, in der Wechselwirkung zwischen Tradition und Moderne ihre Kulturgüter zu bewahren und neue Wege zu finden, diese zu leben.
Die Übertragung traditionellen Wissens, sei es über Handwerkskunst oder die Pflege der eigenen Sprache, ist essenziell für das Überleben der sorbischen Gemeinschaft. Dennoch stellen demografische Veränderungen und der Einfluss einer globalisierten Welt eine große Herausforderung dar. Initiativen zur Förderung der sorbischen Sprache in Schulen sind notwendig, um einer drohenden Sprachverdrängung entgegenzuwirken, während die aktive Teilnahme an politischen Entscheidungsprozessen maßgeblich für den Erhalt der sorbischen Rechte ist.
In Anbetracht der jüngsten Vorfälle und der allgemeinen Situation ist klar, dass die sorbische Gemeinschaft zusammenstehen und sich für den Schutz ihrer kulturellen Identität und ihrer Symbole starkmachen muss. Ein gemeinsames Handeln wird als notwendig erachtet, um die Traditionen der Sorben für kommende Generationen zu bewahren und die kulturelle Vielfalt Mitteleuropas zu sichern. Sächsische.de, Sonntag Sachsen und Lausitzer Allgemeine Zeitung beleuchten diese wichtigen Themen und die damit verbundenen Herausforderungen aus verschiedenen Perspektiven.