
In Deutschland ist soziale Herkunft ein entscheidender Faktor für die Bildungschancen von Kindern. Dies verdeutlicht der neue Film, der die Lebensgeschichten von Erwachsenen zwischen 27 und 41 Jahren erzählt, die ihre Erfahrungen mit sozialer Herkunft und Aufstiegschancen reflektieren. Marlen Hobrack, eine der Protagonistinnen, die als Arbeiterkind in Bautzen aufgewachsen ist, betont, wie stark die Herkunft die Zukunft beeinflusst. Sie ist nicht allein in ihrer Einschätzung: Viele andere Teilnehmer des Films berichten von Stolz, Scham, Geldnot und der wachsenden Kluft zwischen sozialen Schichten. Der Film thematisiert die Notwendigkeit, eine gemeinsame Gesellschaft zu entwickeln und fragt nach den Kosten des sozialen Aufstiegs sowie der Verteilung von Chancen und Ressourcen. Laut MDR sind diese Themen in Zeiten, in denen Demokratie und Marktwirtschaft als segensreich galten, besonders relevant.
Die soziale Ungleichheit zeigt sich besonders in der Bildung. Laut bpb hat die Bildung einen erheblichen Einfluss auf Beruf, Einkommen und gesellschaftliche Teilhabe. Trotz eines kostenlosen Bildungssystems in Deutschland bleibt die Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängig. Während fast 50% der Personen aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau eine Berufsausbildung erfolgreich abschließen, sind es bei Akademikerkindern über 50%. Dies führt zur Bezeichnung von Bildung als „Ungleichheitsmaschine“, die soziale Ungleichheiten reproduziert.
Einblicke in die Lebensrealitäten
Im Film wird deutlich, dass viele Protagonisten in sozialen Brennpunkten aufwuchsen, in denen der Zugang zu Bildung und Bildungserfolg stark eingeschränkt sind. Die Schulbildung ist nicht nur durch die finanzielle Lage der Eltern beeinflusst, sondern auch durch die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder. Oft sprechen viele Kinder in diesen Gegenden zu Hause kein Deutsch, was ihre Chancen auf bessere Schulabschlüsse erheblich mindert.
Zusätzlich wird im Film erläutert, wie unterschiedliche Schulformen, in die Kinder früh aufgeteilt werden, die Ungleichheit verstärken. Studien haben gezeigt, dass Kinder aus Akademikerfamilien tendenziell bessere Chancen haben, höhere Schulabschlüsse zu erreichen. Ein zentraler Aspekt sind die Bewertungen durch die Lehrkräfte, die Schüler unterschiedlich beurteilen. Diese sogenannten primären, sekundären und tertiären Effekte der Bildungsungleichheit sind entscheidend für den Bildungserfolg und die späteren beruflichen Chancen.
Herausforderungen und Ausblicke
Insgesamt lässt sich feststellen, dass das deutsche Bildungssystem den verfassungsmäßigen Auftrag zur Chancengleichheit nur bedingt erfüllt. Der Bildungsbericht Ruhr 2020 dokumentiert, dass zahlreiche Kinder in benachteiligten Stadtvierteln mit Sprach- und Bildungsarmut kämpfen. Daher stellt sich die Frage, wie soziale Aufstiegschancen in Zukunft gemeinsam verbessert werden können. Die Protagonisten des Films verdeutlichen, dass diese Herausforderung nicht nur individueller, sondern auch gesellschaftlicher Natur ist; ein Aufbruch hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit ist dringend nötig, um die Kluft zwischen den sozialen Schichten zu überbrücken.