
Am Wochenende des 18. Januar 2025 wird Chemnitz erneut zum Schauplatz von Protesten, während das Bündnis „Chemnitz Nazifrei“ zu einer Gegendemo aufruft. Dieser Schritt erfolgt in Reaktion auf den angekündigten Aufmarsch der „Freien Sachsen“, die im Rahmen des Auftakts zur Kulturhauptstadt Chemnitz mobilisieren. Beobachter warnen, dass es zu einem Wiederaufleben der gewalttätigen Ausschreitungen von 2018 kommen könnte, die den Ruf der Stadt nachhaltig beeinflussten.
Die rechten und rechtsextremen Gruppierungen, die am 18. Januar auf die Straße gehen wollen, nutzen die vorgeschobene Kulturveranstaltung, um ihre Agenda voranzutreiben. Dies führt zu besorgniserregenden Erinnerungen an die Ausschreitungen in Chemnitz, die sich im Jahr 2018 ereigneten. Damals eskalierte eine Auseinandersetzung am Rande des Chemnitzer Stadtfestes zu einem Gewaltakt, bei dem ein Mann durch Messerstiche starb und zwei weitere schwer verletzt wurden. Diese Konflikte hatten weitreichende Folgen für die Stadt und ihre Bewohner, die sie als Zentrum rechtsextremer Gewalttaten erlebten.
Die Ereignisse von 2018
Die massiven Ausschreitungen begannen am 26. August 2018 und spitzten sich in den folgenden Tagen zu. Hintergrund war ein tödlicher Streit in einer Shisha-Bar, nach dem widerrechtlich zu Demonstrationen durch rechte Gruppen aufgerufen wurde. Die Zahl der Protestierenden wuchs schnell auf bis zu 7.500, wobei viele von ihnen aus dem rechtsextremen Spektrum stammten. In dieser aufgeheizten Atmosphäre kam es zu Übergriffen auf Migranten sowie Gegendemonstranten, und die sächsische Polizei sah sich aufgrund ihrer unzureichenden Vorbereitung einer schwierigen Situation gegenüber.
Nach der ersten Welle der Gewalt wurden über 20 Personen verletzt und es gab 43 Strafanzeigen. Diese Ereignisse führten zu einem nationalen Aufschrei, und der damalige Präsident des Bundesamt für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, fand sich in der Kritik, besonders wegen seiner Äußerungen zu den Vorfällen, die den Eindruck von Hetzjagden hinterließen.
Rechtsextremismus in Deutschland
Die Entwicklung des Rechtsextremismus in Deutschland hat sich in mehreren Phasen vollzogen. Laut dem Dokumentationszentrum für Rechtsextremismus ist die gegenwärtige Phase geprägt von einer hohen militanten Bereitschaft und einer aktiven Rekrutierung junger Menschen durch rechtsextreme Gruppen. Diese Dynamik ist besonders im Osten Deutschlands, einschließlich Sachsen, zu beobachten, wo die NPD und später auch die AfD in der politischen Landschaft Fuß gefasst haben.
Die organisierten rechtsextremen Strukturen sind nicht nur nach wie vor aktiv, sondern zeigen auch eine besorgniserregende Resilienz. Die AfD hat dabei eine Schlüsselrolle eingenommen, indem sie sich als eine Plattform präsentieren kann, die rechtsextreme Ansichten salonfähig macht und gleichzeitig die Wählerschaft der traditionellen rechtsextremen Parteien anzieht.
Die Proteste in Chemnitz am Samstag könnten somit nicht nur eine Wiederholung der Geschehnisse von 2018 darstellen, sondern auch einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen den Rechtsextremismus in Deutschland bedeuten. Es bleibt abzuwarten, wie die Polizei auf die angekündigten Mobilisierungen reagieren wird und ob eine erneute Eskalation der Gewalt verhindert werden kann.
In Gesprächen mit den Organisatoren von „Chemnitz Nazifrei“ wird deutlich, dass diese Mobilisierung als Notwendigkeit angesehen wird, um ein starkes Zeichen gegen die wiederkehrende rechtsextreme Bedrohung zu setzen und um die Werte einer offenen Gesellschaft zu verteidigen.