
Osmar Osten, ein Chemnitzer Künstler, bemerkt einen tiefgreifenden Wandel in der Kulturszene seiner Heimatstadt durch das bevorstehende Kulturhauptstadtjahr. In seinem Heimatland, das 2025 als Kulturhauptstadt Europas ausgezeichnet wird, beobachtet er, dass sich das Gespräch über Kunst intensiviert. Osten, der 1959 in Karl-Marx-Stadt geboren wurde, hat eine lange Geschichte in der regionalen Kunstszene und äußert in diesem Zusammenhang sowohl Hoffnungen als auch Bedenken.
Im Gespräch hebt Osten hervor, dass das Kulturhauptstadtjahr als ein wichtiges Fest angesehen wird, das eine belebende Wirkung auf die Region entfaltet. Dennoch macht er deutlich, dass es für kreative Individuen, die „anspruchsvolle Dinge machen“, schwierig sein könnte, sich in diesem Kontext zu behaupten. Zudem befürchtet er, dass das Projekt allzu sehr auf finanzielle Aspekte reduziert wird, wobei der Slogan „Kulturhauptstadt rechnet sich“ in Chemnitz bereits verbreitet ist. “Kultur sollte sich nicht nach Zahlen und Einschaltquoten richten”, betont er. Er gehört zu den wenigen Künstlern, die den Purple Path der Kulturhauptstadt zu bereichern wissen.
Der Purple Path und seine Bedeutung
Ein besonderer Baustein in der künstlerischen Landschaft ist der Purple Path, ein Kunst- und Skulpturenweg, der die Kulturschätze Chemnitz’ mit 38 Orten in der Region verbindet. Am 30. November wird ein weiteres Kunstwerk von Osten mit dem Titel „Oben – Mit (oder: Ein Denkmal für die guten Geister meiner Heimat)“ feierlich enthüllt. Dieses Werk ist das 23. auf dem Purple Path und markiert die erste künstlerische Arbeit, die Chemnitz im Rahmen des Flagship-Projektes der Kulturhauptstadt vertritt.
Die Enthüllung des Kunstwerkes findet um 11 Uhr auf dem Schillerplatz statt, gehostet von Oberbürgermeister Sven Schulze und Stefan Schmidtke, Geschäftsführer der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH. Bei der Veranstaltung wird erwartet, dass auch Medienvertreter:innen und lokale Amtsträger anwesend sind. Das über drei Meter hohe Kunstwerk zeigt eine Gruppe von Figuren, darunter Erzgebirgsnussknacker, Bergmänner und Engel, sowie einen Schneemann. Diese Holzfiguren sind sowohl eine Hommage an das Erzgebirge als auch eine Distanzierung von aktuell populären touristischen Abbildungen lokaler Identität.
Ein Rückblick auf die Kulturhauptstadt-Initiative
Deutschland wird 2025 zum vierten Mal eine Kulturhauptstadt Europas stellen, die vorherigen Städte waren Berlin (West) 1988, Weimar 1999 und Essen für das Ruhrgebiet 2010. Das Programm, das 1985 ins Leben gerufen wurde, hat das Ziel, kulturelle Vielfalt und ein Gefühl für europäische Zugehörigkeit zu fördern. Chemnitz wird unter dem Motto „C the Unseen – European Makers of Democracy“ auftreten, was einen Fokus auf die oft übersehenen Aspekte der Demokratie legen soll.
Für Chemnitz fließen 1,5 Millionen Euro aus dem Programm KREATIVES EUROPA durch den „Melina Mercouri Preis“. Diese Finanzmittel sollen zur Entwicklung innovativer kultureller Projekte beitragen. Nachdem die europäische Jury im Dezember 2019 Chemnitz für die Titelverleihung empfohlen hatte, wurde die Stadt am 11. Januar 2021 einstimmig von der Kulturministerkonferenz ernannt. Der Auswahlprozess, der von der Kulturstiftung der Länder (KSL) organisiert wurde, erfolgte unter Berücksichtigung von Transparenz und Chancengleichheit.
Die positive Resonanz im kulturellen Sektor wird jedoch von Sorgen über eine potenzielle Kommerzialisierung begleitet. Osten und andere Künstler hoffen, dass die Region die Möglichkeit ergreift und dass die Kulturhauptstadt nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg, sondern auch ein Ort für tiefgehende künstlerische und soziale Interaktionen wird. Die Athmosphäre des Feierns könnten nach diesen Herausforderungen neues Leben in die Kunstszene bringen.