
Arturo Gevorgyan, ein bekannter Gastwirt aus Dresden, schließt heute sein „Café Chérie“. Das Café, welches sich im Erdgeschoss des Kaufhauses Galeria Karstadt befindet, hat dreieinhalb Jahre lang seine Gäste mit einer traditionellen französischen Café-Atmosphäre und einem exquisiten Angebot, unter anderem bestehend aus handgemachten Macarons und Törtchen mit Pistaziencreme, verwöhnt. Gevorgyan gibt steigende Kosten als Hauptgrund für die Schließung an. Der letzte Öffnungstag ist Sonntag, wobei die Mitarbeiterin Simone Noack noch einmal Törtchen serviert und den Gästen Prosecco sowie Champagner anbietet. Seine kunstvollen Patisserie-Kreationen werden jedoch weiterhin im „Classico Italiano“ auf dem Neumarkt erhältlich sein, wo Gevorgyan auch aktuell auf sich aufmerksam macht.
Trotz eines ansprechenden kulinarischen Angebots sieht sich Gevorgyan mit dramatisch steigenden Betriebskosten konfrontiert. Laut eigenen Aussagen betragen seine monatlichen Stromkosten etwa 20.000 Euro, was ihn in eine kritische Lage bringt. Diese Herausforderungen sind nicht neu für die Gastronomiebranche, die seit der COVID-19-Pandemie mit nachlassenden Umsätzen und einem gesunkenen Beschäftigungsniveau zu kämpfen hat. Im September 2023 lag die Zahl der Beschäftigten in der Gastronomie um 6,7 % unter dem Niveau von September 2019.
Protest gegen steigende Strompreise
Um auf diese missliche Lage aufmerksam zu machen, hat Gevorgyan in seinem Restaurant „Classico Italiano“ Plakate mit der Aufschrift „Grüne Politiker haben Hausverbot“ angebracht. Dieser Protest richtet sich gegen die Entscheidungsträger, die ihrer Meinung nach die steigenden Energiepreise nicht ausreichend thematisieren. Interessanterweise betont Gevorgyan, dass dieses Verbot nur für grüne Politiker gilt, nicht jedoch für deren Wähler. Der Grünen-Politiker Thomas Löser hat auditiert und zeigt Verständnis für die finanziellen Herausforderungen der Wirte, bezeichnet aber das Hausverbot für politische Parteien in einer Demokratie als unangemessen. Er regt stattdessen an, ein energiepolitisches Gespräch mit Gevorgyan zu führen.
Diese gesamte Situation ist symptomatisch für die konjunkturellen Schwierigkeiten, die die Gastronomie in Deutschland durchlebt. Trotz eines leichten Erholungsprozesses nach der Pandemie verzeichnete der gesamte Gastronomieumsatz im September 2023 einen realen Rückgang von 12,6 % im Vergleich zu 2019, besonders stark betroffen war der Getränkeausschank mit einem Rückgang von 34,5 %. Dies zeigt, wie fragil die Lage für viele Gastronomen ist, die oft nur mit minimalen Gewinnmargen operieren.
Die Gastronomie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland, der kulturelle Vielfalt und Innovationskraft widerspiegelt. Aktuelle Trends wie der Anstieg der Cloud-Küchen und der wachsende Einfluss asiatischer Küchen prägen den Markt. Viele Restaurants setzen dabei auf regionale Produkte, ein Trend, der von 78 % der Gäste unterstützt wird. Die Herausforderungen, die Gevorgyan erlebt, sind somit Teil einer umfassenderen Problematik innerhalb der Branche, die weiterhin nach Lösungsansätzen sucht, um aus der Krise herauszukommen.
Der bevorstehende Abschied vom „Café Chérie“ markiert nicht nur das Ende eines geliebten Dresdner Cafés, sondern ist auch ein Ausdruck der Schwierigkeiten, mit denen viele Gastronomen in der heutigen Zeit konfrontiert sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation für die Betroffenen entwickeln wird.
Für weitere Informationen zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Gastronomie kann der Artikel auf G wie Gastro eingesehen werden, während Tag24 über die Schließung des „Café Chérie“ berichtet und Focus die Protestaktionen von Gevorgyan thematisiert.