Görlitz

Alarmstimmung in Sachsen: 1.400 Lehrer fehlen – Schulen am Limit!

Der Lehrermangel in Sachsen hat sich verschärft: Aktuellen Zahlen zufolge fehlen fast 1.400 Lehrkräfte im Freistaat, was einen Anstieg um rund 300 seit dem Vorjahr bedeutet. Dies stellt eine enorme Herausforderung für viele Schulen dar, deren Stundenpläne oft nicht voll abgedeckt werden können. Besonders betroffen sind Oberschulen und Förderschulen, wie die aktuellen Daten des Kultusministeriums belegen. An diesen Schulen fällt jede zehnte Stunde planmäßig aus, berichtet die Sächsische.

Der Direktor der Oberschule Innenstadt in Görlitz, Thomas Warkus, äußerte im Podcast „Thema in Sachsen“ seine Besorgnis: Seit Beginn des Schuljahres konnten 14 Prozent des Stundenvolumens nicht abgedeckt werden. Dies führt zu wachsenden Bildungsungerechtigkeiten zwischen verschiedenen Regionen, insbesondere im ländlichen Raum. Warkus fordert dringend Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels, der immer gravierender wird.

Modellprojekt zur Lehrergewinnung

Um dem Lehrermangel entgegenzuwirken, führt Warkus eine innovative Initiative durch: Ein Modellprojekt, das unter der wissenschaftlichen Leitung der TU Dresden steht. Ziel ist es, Lehramtsstudierende frühzeitig in den Schulalltag zu integrieren. Warkus betont, dass angehende Lehrer nicht erst im Referendariat erkennen sollten, dass sie mit Menschen arbeiten. Dies könnte die Abbrecherquote von derzeit 50 Prozent in den MINT-Fächern signifikant senken.

Unterstützung erhält Warkus auch vom Vorsitzenden des Landeselternrates in Sachsen, Ronald Lindecke, der die Forderung nach einem praxisnäheren Lehramtsstudium unterstützt. Maßnahmen, wie das Öffnen des Einstellungserlasses für bestimmte Fächer, in denen auch Menschen ohne Lehramtsstudium unterrichten könnten, stehen ebenfalls zur Diskussion. Kultusminister Conrad Clemens schlägt vor, auch Musiklehrer mit künstlerischer Ausbildung oder Sportlehrer mit Trainerlizenz zuzulassen.

Langfristige Perspektiven und Prognosen

Die Prognosen der Kultusministerkonferenz sind alarmierend: Bis 2035 könnten bundesweit mindestens 23.800 Lehrkräfte fehlen. Der Lehrerberuf wird von jungen Menschen oftmals als unattraktiv wahrgenommen, insbesondere aufgrund mangelnder Flexibilität und Aufstiegschancen. Beraterin Ulrike Bentlage berichtet, dass das Lehramt häufig nicht auf den ersten Plätzen der Berufswahl landen würde, obwohl die Studienanfängerzahlen steigen. Der Rückgang der Absolventen um 13 Prozent zwischen 2018 und 2020 zeigt die Problematik deutlich auf. An der Universität Potsdam schließen beispielsweise nur 50 Prozent der Lehramtsstudierenden ihr Studium ab, was die hohe Abbruchquote verdeutlicht, insbesondere in den Fächern Mathematik und Physik.

Zusätzliche Reformen, wie die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, die seit 2015 verfolgt wird, sollen bessere Betreuung und eine verbesserte Studienorganisation bieten, jedoch wird kritisiert, dass die Reformen nicht den gewünschten Erfolg bringen. Forderungen nach mehr Praxisbezug und verpflichtenden Praktika vor dem Studium werden laut. Die Anreize, die den Lehrerberuf attraktiver machen würden, scheinen weiterhin unzureichend zu sein. Ein einfacher Wechsel von Lehramtsstudierenden in andere Studiengänge ist gängig, jedoch wird der Umstieg der Quereinsteiger in das Lehramt als Notlösung angesehen, während Initiativen zur Förderung dieser als reguläre Berufseinstiege angedacht werden.

Die Situation bundesweit

Die bundesweite Analyse des Lehrkräftebedarfs zeigt, dass mehr als 12.000 Lehrkräfte deutschlandweit fehlen. Der Mangel an Grundschullehrkräften und der chronische Nachschub an beruflichen Schulen, besonders in gewerblich-technischen Berufsfeldern, sind alarmierend. Initiativen zur Schaffung von geringeren Hürden für junge Menschen, die in den Lehrerberuf einsteigen möchten, sind von großer Bedeutung. Auch die Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels müssen ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der Lehrermangel nicht nur in Sachsen, sondern bundesweit ein drängendes Problem darstellt. Die aufgezeigten Herausforderungen erfordern sofortige und nachhaltige Maßnahmen, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu steigern und die Qualität des Bildungssystems zu sichern. Wie die Tagesschau feststellt, sind umfassende Reformen sowohl in der Aus- und Weiterbildung als auch in den Arbeitsbedingungen erforderlich, um diesem Risiko für die Bildung unserer Kinder entgegenzutreten und einem drohenden Bildungsnotstand vorzubeugen. Weitere Informationen zur Thematik bietet der Bildungsserver.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
saechsische.de
Weitere Infos
tagesschau.de
Mehr dazu
bildungsserver.de

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