
Am Dienstagmorgen fiel der Startschuss für den „Wirtschaftsgipfel“ der Welt in Berlin. Der Veranstaltungsort, das alte Springer-Hochhaus, war von der Polizei abgeriegelt, um den Zugang für die geladenen Gäste, darunter Dax-Vorstände und Spitzenkandidaten fast aller Bundestagsparteien, zu sichern. Lediglich die Linke fehlte unter den Anwesenden. Unter den besonderen Gästen war auch Elon Musk, der sich virtuell zuschalten sollte.
Doch während die Elite als geschlossenes Forum zusammenkam, regte sich Widerstand auf den Straßen. Aktivisten versuchten vergeblich, den Haupteingang sowie die Zufahrt zur Tiefgarage zu blockieren und mussten sich letztlich mit einer kleineren Kundgebung in der Nähe begnügen. Ein großes Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder Faschismus“ hing sichtbar an einem Gebäude in der Axel-Springer-Straße.
Proteste in Berlin
Bereits am Vorabend des Gipfels hatten etwa 800 Menschen in einer lautstarken Demonstration gegen das Treffen protestiert. Der Aufzug zog vom Roten Rathaus zum Axel-Springer-Gebäude. Während der Polizei gelang es, eine Kette zu bilden, nutzten circa 50 Demonstranten eine Lücke, um durchzudringen. Die Mehrheit blieb jedoch hinter den Absperrungen zurück.
Im Verlauf der Demonstration kam es zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen den Teilnehmenden und der Polizei. Slogans wie „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land“ hallten durch die Straßen, während an die Fassade des Springer-Gebäudes verschiedene Sprüche projiziert wurden, darunter provokante Forderungen wie „(B)eat the rich“ und „Elon Musk, what the fuck, no one needs your cybertruck“. Manuela Hoyer von der Bürgerinitiative Grünheide äußerte sich kritisch zur Teslafabrik und den Auswirkungen, die reiche Männer auf die Erde haben.
Nach einer Festnahme plante ein Teil der Demonstranten eine Sitzblockade, die jedoch schnell aufgelöst wurde. Veranstalter berichteten von insgesamt vier Ingewahrsamnahmen und bezeichneten den Protest als erfolgreich. Die Ereignisse verdeutlichten die Dynamik in der linken und antifaschistischen Szene, die sich in den letzten Wochen verstärkt hat – nicht zuletzt durch die Widersetzen-Proteste gegen die AfD und die Initiative Studis gegen Rechts.
Daten und Forschung zu Protestdynamiken
<pInmitten dieser gesellschaftlichen Spannungen ist das Interesse an Protestdynamiken in Deutschland gewachsen. In diesem Kontext haben Wissenschaftler:innen des Protestinstituts eine neue Online-Plattform ins Leben gerufen: protestdata.eu. Die Plattform wird ab dem 7. März 2025 für die Öffentlichkeit zugänglich sein und auf systematisch erhobene Daten zu Protestgeschehen in Deutschland eingehen.
Die Plattform bietet umfassende Informationen zu Protestkampagnen und Aktionen von 1950 bis 2020 und ist das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) und des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Damit soll eine tiefere Einsicht in die zeitliche und thematische Entwicklung von lokalem Protest ermöglicht werden.
Ihr Ziel ist es, das Verständnis für die Protestbewegungen in Deutschland zu fördern und Wissen über deren Entwicklung zugänglich zu machen. Forscher:innen in Bielefeld und Bremen sammeln Daten und arbeiten an der Visualisierung dieser Informationen, um sie einem breiten Publikum zu präsentieren. Fragen zur Plattform können über die E-Mail-Adresse fgz.protest@uni-bremen.de gerichtet werden.