
Im vergangenen Jahr hat der Oschatzer Stadtrat beschlossen, einen neuen Beirat zu gründen, um die Bedürfnisse älterer Menschen und Menschen mit Handicap besser zu berücksichtigen. Mit dem Ziel, die Stadträte und die Stadtverwaltung bei der Planung und Entscheidungsfindung zu unterstützen, wurde die Anregung zur Gründung des Beirats von Dr. Peter Grampp, einem SPD-Stadtrat und Psychiater, initiiert. Dieser Schritt soll sicherstellen, dass unterrepräsentierte Gruppen in politische Entscheidungen einbezogen werden, um Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung zu vermeiden. Die Mitglieder des Beirats sind ehrenamtlich tätig und werden nach jeder Kommunalwahl widerruflich bestellt, so dass sich die Zusammensetzung entsprechend den Bedürfnissen der Stadt anpassen kann.
Aktuell setzt sich der Beirat aus einem Stadtrat jeder Fraktion und mindestens zwei bis zu sechzehn sachkundigen Einwohnern zusammen. Die Mitglieder, deren Namen jüngst vom Stadtrat bestätigt wurden, sind:
- Ingeburg Fahl (DRK Kreisverband Torgau‐Oschatz)
- Manja Elschner (Lebenshilfe e. V., RV Oschatz)
- Sven Zinner (Oschatzer Werkstätten WfbM der Lebenshilfe e. V., RV Oschatz)
- Olaf Kozok (SenioriVital ‐ Alltagsbetreuung)
- Marek Schurig (Fraktion CDU)
- Falk Zschäbitz (Fraktion FW)
- Dr. Peter Grampp (Fraktion RRG)
- Frank Sellig (Fraktion AfD)
Der Beirat hat derzeit nicht die volle Personenstärke erreicht, und der Zeitpunkt der ersten Sitzung ist noch unklar. Bewerbungen für die Mitgliedschaft wurden bis Anfang Januar 2025 entgegengenommen.
Gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen
Zusätzlich zur Initiierung des Beirats wird die Thematik der Teilhabe älterer Menschen in Deutschland durch den Neunten Altersbericht beleuchtet, der am 8. Januar 2025 von Bundesseniorenministerin Lisa Paus in Berlin vorgestellt wurde. Der Bericht mit dem Titel „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen“ thematisiert die vielfältigen Lebensrealitäten älterer Menschen, die trotz aktiven Lebensstils oft auf Barrieren stoßen, wenn es um gesellschaftliche Teilhabe geht. Besonders betont Paus, dass viele Frauen, insbesondere mit Migrationshintergrund, benachteiligt sind und dass es erforderlich ist, die Vielfalt der Lebensrealitäten älterer Menschen anzuerkennen und zu fördern.
Um die Situation älterer Menschen zu verbessern, verfolgt die Bundesregierung verschiedene Strategien gegen Einsamkeit und fördert ihr Engagement. Der Digitalpakt Alter soll zudem die digitale Teilhabe von Seniorinnen und Senioren unterstützen. Die Forschung hebt hervor, dass Altersdiskriminierung (Ageismus) ein wesentliches Problem darstellt, das die Teilhabechancen erheblich einschränkt. Der Neunte Altersbericht раскрывает 31 Empfehlungen zur Verbesserung der Lebenssituation älterer Menschen und soll als Grundlage für politische Entscheidungen dienen.
Empfehlungen und Herausforderungen
Der Bericht behandelt zentrale Themen wie materielle Sicherheit, Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, gesundheitliche Versorgung und gesellschaftliche Partizipation. Er beleuchtet auch die Bedürfnisse sozial benachteiligter Gruppen, speziell ältere Menschen mit Behinderungen oder aus Migrationsfamilien. Die Altersberichtskommission hat die Verantwortung, diese Aspekte zu prüfen und zu analysieren, um die Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu verbessern.
Mit den Initiativen in Oschatz und den Erkenntnissen aus dem Neunten Altersbericht wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiven und gleichberechtigten Gesellschaft unternommen. Indem man die Interessen älterer Menschen stärker in den Fokus rückt, könnte ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung ihrer Lebenssituation geleistet werden. Es bleibt abzuwarten, wie schnell der neue Beirat in Oschatz erste Impulse setzen kann und welche der empfohlenen Maßnahmen aus dem Altersbericht tatsächlich umgesetzt werden.