
Im Herzen von Oschatz, in der Rudolf-Breitscheid-Straße 13, erstrahlt eine alte Villa in neuem Glanz. Ursprünglich 1896 von Baumeister G. Emil König erbaut, hat das prächtige Gebäude eine bewegte Geschichte hinter sich. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Villa das Zuhause wohlhabender Unternehmer und Beamter, die mit ihrem Besitz ihren Wohlstand demonstrierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg entglitt dieses Erbe vielen Besitzern, da zahlreiche sie sich entwurzelten und in den Westen Deutschlands zogen.
Die Villa wurde ab 1945 für verschiedene Zwecke genutzt, unter anderem als Quartier der sowjetischen Kommandantur und später als Kulturhaus, umgebaut vom Bergbauunternehmen Wismut in den späten 1970ern. Die Jahre zwischen 1981 und der deutschen Wiedervereinigung waren geprägt von der Nutzung als Club der Werktätigen. 1993 ging das Gebäude in städtisches Eigentum über und diente als Bürgerhaus, bis es 2006 verkauft wurde.
Neuordnung durch die Familie Voigt
Im Jahr 2019 kaufte die Familie Voigt die Villa und plante eine umfassende energetische Sanierung. Ziel dieser Maßnahme war es, die ursprüngliche Kubatur und Straßenansicht von 1896 wiederherzustellen. Die Familie Voigt bezog das Gebäude Ende 2021, und im Mai 2024 zog auch das Architekturbüro von Johannes Voigt in den Anbau ein.
Während der Sanierungsarbeiten wurden das alte Treppenhaus sowie ein Sanitäranbau entfernt. Trotz des charmanten historischen Charakters steht die Villa nicht unter Denkmalschutz, was moderne Gestaltungsmöglichkeiten bietet. So wurden beispielsweise die ursprünglichen zweiflügeligen Fenster durch einflügelige Fenster ersetzt. Der neu gestaltete, anthrazitgraue Anbau für das Architekturbüro orientiert sich am Bauhaus-Stil und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein.
Energetische Sanierung mit KfW-Förderung
Für die energetische Sanierung erhielt die Familie Voigt finanzielle Unterstützung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Diese Förderungen sind für verschiedene Sanierungsmaßnahmen verfügbar und richten sich sowohl an private Eigentümer als auch an Vermieter. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Zuschüsse zwischen 10 % und 40 % der förderfähigen Investitionskosten beantragt werden. Die maximale Unterstützung beträgt 150.000 Euro für Effizienzhäuser der Erneuerbare-Energien-Klasse.
Ein Schwerpunkt der Sanierung war die Beheizung des Gebäudes über Erdwärme, gewonnen durch fünf 120 Meter tiefe Stränge. Zusätzlich wurde eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert, die den Strombedarf für die Pumpen deckt. Solche umweltfreundlichen Technologien sind nicht nur zukunftsweisend, sie tragen auch zur Senkung der Energiekosten bei.
Die Zukunft historischer Villa im Energiewandel
Die Wiederbelebung dieser historischen Villa in Oschatz ist ein Beispiel für die Verschmelzung von Tradition und modernen energetischen Standards. Baudenkmale werden zunehmend als Wohnraum geschätzt und bieten neben ihrem besonderen Charme auch die Möglichkeit zur energetischen Verbesserung. Laut das-baudenkmal.de ist die KfW eine zentrale Anlaufstelle für Besitze von Denkmalimmobilien, die energetische Sanierungsmaßnahmen anstreben.
Durch die fortschreitende Modernisierung und die Berücksichtigung öffentlicher Förderprogramme können historische Gebäude wie die Villa in der Rudolf-Breitscheid-Straße nicht nur erhalten, sondern auch nachhaltig weitergenutzt werden. So wird nicht nur Stadtgeschichte bewahrt, sondern gleichzeitig auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.