
Im Naturschutzgebiet nahe Delitzsch leben seit 2018 Wölfe, die ein spannendes Thema für Naturschützer und Biologen darstellen. Ein Rudel, bestehend aus einer Fähe und einem Rüden, hat sich hier niedergelassen. Interessanterweise stammt die Gründerfähe aus der Glücksburger Heide in Sachsen-Anhalt. Sie hat fast jährlich Welpen zur Welt gebracht und erklärt die Tatsache, dass sie sich seit 2021 mit einem ihrer Söhne paart. Das Territorium des Rudels erstreckt sich über etwa 200 Quadratkilometer und erstreckt sich hauptsächlich über die alten Tagebauflächen rund um den Werbeliner See.
Hinweise zu den Wölfen werden überwiegend durch genetische Proben gesammelt, die aus ihrem Kot gewonnen werden. Diese Proben werden von ehrenamtlichen Naturschutzhelfern, wie Jan Schöne, gesammelt. Schöne, der Fachreferent für Biber und Wolf beim sächsischen Naturschutzbund ist, hat nicht nur das Ziel, Proben zu sammeln, sondern auch, mehr über die Lebensweise der Wölfe zu erfahren. Die gesammelten Proben werden an das Senckenberg Institut in Berlin gesendet, wo genetische Analysen durchgeführt werden.
Überwachung des Wolfsbestands durch genetische Analysen
Die genetischen Analysen, die seit 2010 im Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik durchgeführt werden, sind Teil eines deutschlandweiten Wolfsmonitorings. Ziel dieser Untersuchungen ist es, Erkenntnisse über die Wolfsbestände in Deutschland zu gewinnen, Verwandtschaftsverhältnisse zu klären und mögliche Hybridisierungen mit Haushunden zu erkennen. Laut der Webseite der DBB Wolf, werden pro Jahr mehr als 6000 Proben mit Wolfsverdacht bearbeitet.
Die DNA-Analysen sind entscheidend für das Monitoring und Management des Wolfsbestandes. Sie helfen dabei, herauszufinden, welcher Wolf für Risse an Nutztiere verantwortlich ist. Während im vergangenen Monitoringjahr in Sachsen 124 Risse dokumentiert wurden, hat das Delitzscher Rudel bisher keine Schafe oder Ziegen gerissen. Die genauen Ergebnisse der DNA-Analysen können jedoch bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen.
Technische Prozesse der genetischen Forschung
Die Probenbearbeitung erfolgt nach höchsten wissenschaftlichen Standards, was entscheidend für die Qualität der Ergebnisse ist. Die grundlegende Methode ist die Mikrosatellitenanalyse, die eine präzise Zuordnung von Individuen und deren Verwandtschaften ermöglicht, wie von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung erklärt. Die Qualität der DNA-Proben ist entscheidend für die individuelle Zuordnung, weshalb Proben aus nichtinvasiven Quellen wie Kot, Urin oder Haaren analysiert werden.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sind Wölfe in Deutschland genetisch weitgehend homogen. Inzucht ist selten, während Hybridisierungsereignisse registriert wurden. Diese genetischen Analysen sind nicht nur für die Werterhaltung der Wölfe wichtig, sondern auch für die Entwicklung effektiver Herdenschutzmaßnahmen, die in Form von Stromzäunen empfohlen werden, um Nutztiere zu schützen. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen werden an die Bundesländer übermittelt, die für deren Veröffentlichung zuständig sind.
Die Herausforderung bleibt, die Gründe zu verstehen, warum manche Rudel mehr Nutztiere reißen als andere. Der Verlust an Tieren erklärt sich nicht nur durch die Jagd der Wölfe, sondern auch durch andere Faktoren, die weiterhin Erforschung bedürfen. Das Monitoring bleibt ein kontinuierlicher Prozess, um die Dynamik dieser faszinierenden Tiere zu verstehen und zu bewahren.