
Eine neue Bürgerinitiative in Dresden hat für Aufregung gesorgt, nachdem ihre Petition zur Unterstützung eines geplanten Wiederaufbaus der Carolabrücke über 8.430 Unterschriften gesammelt hat. Diese Petition wird am Mittwoch dem Petitionsausschuss des Stadtrats überreicht, um ein Zeichen für die Dringlichkeit der Projekte in der Stadt zu setzen. Die Initiative kritisiert, dass die DDR-Stadtplaner in den 1960er Jahren viele innerstädtische Bereiche, einschließlich der Kreuzung am heutigen Rathenauplatz, ungenutzt und vernachlässigt ließen. Der Fokus liegt nun darauf, das Potenzial dieser Innenstadtflächen durch einen umfangreichen Neuplanungsprozess zu aktivieren, wobei verschiedene Optionen diskutiert werden, wie die Initiative in die Planungskonzepte für die neue Brücke einbezogen werden kann.
Die Diskussion um die Carolabrücke ist Teil eines größeren Zusammenhangs von Bürgerinitiativen, die sich gegen den Verfall historischer Innenstädte engagieren. Bereits vor der Wende formierten sich zahlreiche Initiativen in verschiedenen Städten der ehemaligen DDR, die maßgeblich zur Erhaltung des urbanen Erbes beitrugen. Ein Forschungsprojekt namens „StadtWende“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, untersucht diese Bürgerinitiativen und deren Einfluss auf die friedliche Revolution von 1989. Hierbei sollen historische Analysen sowie aktuelle gesellschaftliche Dialoge über Städtebau und Denkmalschutz gefördert werden.
Die Rolle der Bürgerinitiativen
Vor 1989 erlebten viele Innenstädte in der DDR einen dramatischen Verfall, der von der damaligen Führung weitgehend ignoriert wurde. Bürgerinitiativen traten aktiv für den Erhalt ihrer Städte ein, was zu einem Mangel an städtischen Strukturen führte und teilweise sogar zum Ende der DDR beitrug. Das Projekt „StadtWende“ bietet auf seiner Website zahlreiche Dokumentationen über die Aktivitäten dieser Initiativen, einschließlich Fotos, Filme und Interviewsequenzen. Eine interaktive Karte soll zukünftig die Lage und Aktivitäten der Initiativen anschaulich darstellen.
Das Projekt zur Stadterneuerung läuft seit Anfang 2019 und wird bis Ende 2022 fortgesetzt. Es umfasst einen Projektverbund unter der Koordination der Universität Kaiserslautern, mit weiteren Fachbereichen aus Kassel und Weimar. Dr. Harald Engler leitet die Forschungsaktivitäten am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung und hat die Aufarbeitung der Geschichte im Zusammenhang mit dem Verfall der Innenstädte und den entsprechenden Bürgerbewegungen ins Zentrum gerückt. Geplante Maßnahmen sind unter anderem öffentliche Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen in ostdeutschen Städten.
Die Website des Projekts, die unter stadtwende.de erreichbar ist, ermöglicht einen tiefen Einblick in die Dynamik der Bürgerinitiativen und bietet eine Plattform für den Austausch über die Herausforderungen im Städtebau. Neben der Dokumentation der Vergangenheit soll sie auch Anreize für zukünftige städtebauliche Diskurse geben und wird zusätzlich durch einen Twitter-Account (@stadtwende) flankiert, der über Fortschritte und Aktivitäten informiert.
In diesem Sinne steht die geplante Neuplanung der Carolabrücke exemplarisch für ein wachsendes Bewusstsein und Engagement der Bürger, die aktiv an der Gestaltung ihrer Stadträume mitwirken möchten. Durch die Bürgerinitiativen soll auch in Zukunft Einfluss auf Stadtplanungsämter und Parlamenten ausgeübt werden, was die langfristige Bedeutung dieser Bewegungen unterstreicht.