
Das Wagner-Projekt der Dresdner Musikfestspiele wird im April 2025 mit einem kammermusikalischen Programm fortgesetzt. Am 3. April wird Jan Vogler zusammen mit Kollegen Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ in Graupa aufführen. Diese Veranstaltung ist Teil einer Reihe von Konzerten, die am 4. und 5. April 2025 im Robert-Schumann-Haus in Zwickau sowie in den Parksälen in Dippoldiswalde stattfinden werden. Die New York Times hat das Wagner-Projekt als eine der weltweit besten Aufführungen 2024 eingestuft, was für die Dresdner Musikstadt eine bedeutende Auszeichnung darstellt.
Im Rahmen dieser Aufführungen wird Wagners „Siegfried-Idyll“ in Kombination mit Werken jüdischer Komponisten präsentiert. Unter anderem wird Felix Mendelssohns Streichoktett Es-Dur und Pavel Haas‘ „Studie für Streichorchester“ aufgeführt. Mendelssohn wurde von den Nationalsozialisten missachtet, während Haas 1941 nach Theresienstadt deportiert und später in Auschwitz ermordet wurde. Diese Mischung rückt die historische Trennung zwischen Wagners Musik und den ähnlichen Schicksalen jüdischer Künstler und Komponisten in den Vordergrund.
Verborgene Facetten der Wagner-Musik
Das Wagner-Projekt und die damit verbundene Konzertreihe setzen ein Zeichen für die Auseinandersetzung mit Richard Wagners kontroversen Ansichten. Er war ein bekennender Antisemit, und seine Musik wurde während des Nationalsozialismus instrumentalisert. Die Aufführungen sind Teil des Projektes „The Wagner Cycles“, das musikalische Praxis und Wissenschaft verbindet, um ein neuartiges Klangerlebnis zu schaffen. Jan Vogler hat eine internationale Auswahl namhafter Kammermusiker und Solisten eingeladen, die bereits viel Lob für ihre beeindruckenden Interpretationen erhalten haben.
Die New York Times zeichnet die konzertante Aufführung von Wagners „Die Walküre“ mit dem Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln als eine der besten Vorführungen 2024 aus. Diese fand am 16. März 2024 im Concertgebouw Amsterdam statt und wurde von Kent Nagano geleitet, der historische Instrumente einsetzte. Die Aufführung war eine Veranstaltung des Wagner-Projekts und entblößte weniger bekannte Facetten von Wagners Kompositionen.
Antisemitismus und Wagner-Forschung
Die Diskussion über Wagners Antisemitismus ist ein zentrales Thema in der Forschung. Seine Schrift „Das Judenthum in der Musik“ sowie andere Essays haben Wagners Haltung in der Antisemitismus-Geschichte fest verankert. Hitler verehrte Wagner und erhob sein Werk zum Staatskult im Nationalsozialismus. Der Antisemitismus Wagners wird als komplex und vielschichtig wahrgenommen, geprägt von seiner künstlerischen und politischen Ideologie. Obwohl Wagners Sprache von 1850 als relativ moderat angesehen wird im Vergleich zu anderen antisemitischen Äußerungen, bleibt die Diskussion um seine Ansichten auch heute noch kontrovers.
Die Auseinandersetzung mit Wagners Musik und seinen Ideologien ist besonders in Israel und unter jüdischen Musikern wie Gustav Mahler und Leonard Bernstein von Bedeutung, die ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Kunst hatten. Die Richard-Wagner-Stätten in Graupa ziehen Fans aus aller Welt an und dienen als Pilgerstätten sowohl für Bewunderer als auch für Kritiker der Wagner-Philosophie.
Am 14. Juni 2025 wird Wagners „Siegfried“ auf historischen Instrumenten der Uraufführungszeit aufgeführt, was die Verbindung zwischen Musik, Geschichte und den widersprüchlichen Figuren des Künstlers weiter vertieft. Jan Vogler wird auch mit den Cello-Suiten von Bach auf Tour gehen, was zeigt, wie vielfältig seine musikalische Agenda ist.
Während die Dresdner Musikfestspiele im kommenden Jahr die Ring-Tetralogie in historischer Aufführungspraxis weiter erkunden, bleibt Wagners Erbe und die darum kreisenden Debatten sowohl ein musikalisches als auch ein gesellschaftliches Thema von anhaltender Relevanz.