Berührendes Konzert in Annaberg-Buchholz: Jüdische Wiegenlieder live!

Berührendes Konzert in Annaberg-Buchholz: Jüdische Wiegenlieder live!

Ein außergewöhnliches Konzertprojekt steht bevor: Am Samstag, dem 30. August 2025, bringt das Ensemble echo_von_nichts in Annaberg-Buchholz das Event „OBHUT – Ruf in die Zukunft“ auf die Bühne. Um 11 Uhr wird die Bergkirche St. Marien zum ersten Aufführungsort, gefolgt um 15 Uhr vom Neuen Friedhof, wo die jüdischen Gedenksteine in den Fokus rücken. Der Eintritt ist frei und ermöglicht allen Interessierten, in die berührende Welt der jüdischen Wiegenlieder einzutauchen.

Die Künstler Ingala Fortagne (Gesang), Pina Rücker (Percussion) und Martin Steuber (Gitarre) widmen sich einem Programm, das tief in Themen von Liebe, Angst und Sehnsucht eintaucht. Mit diesen Wiegenliedern wollen sie Erinnerungen an die Leerstellen jüdischen Lebens in Annaberg-Buchholz wecken, die durch den Holocaust entstanden sind. Die Veranstaltung versteht sich dabei als ein starkes Zeichen für Menschlichkeit und eine Hoffnung für die Zukunft, gefördert von der Stadt Annaberg-Buchholz und dem Verein Land in Sicht e.V.

Die Macht der Musik im Holocaust

Die Musik des europäischen Judentums hat eine bewegte Geschichte, besonders während der grausamen Zeit des Holocausts. Tatsächlich diente die Musik vielen Juden als eine Art Flucht vor der tristen Realität und als Ausdruck ihrer Menschlichkeit. In Ghettos, wie in Łódź und Warschau, entstand eine lebendige Musikszene, trotz der Zensur durch die Behörden. Berühmte Straßenmusiker wie Jankele Herschkowitz und private Musikaufführungen gaben den Menschen einen Moment des Trostes und der Gemeinschaft trotz der widrigen Umstände.

Trotz der harten Bedingungen konnten Lieder wie „Es brent“ von Mordechai Gebirtig geschaffen werden, die eine prophetische Botschaft transportierten. Solche Lieder, entstanden in besetzten Gebieten oder Lagern, stehen bis heute oft im Mittelpunkt von Gedenktagen. Die erste Liedersammlung aus dieser Zeit, veröffentlicht von Schmerke Kaczerginski, enthält eine Vielzahl jiddischer Liedertexte und Melodien und dokumentiert auf eindrucksvolle Weise das musikalische Leben der inneren Stärke der Überlebenden.

Tradition und Identität in der jüdischen Musik

Jüdische Musik hat stets einen zentralen Platz im religiösen Leben eingenommen. Sie wird nicht nur gehört, sondern auch als Ausdruck der Hingabe an Gott verstanden. In den traditionellen Gottesdiensten spielt die Gesangsstimme eine herausragende Rolle, während Instrumente oft zugunsten einer intimen Atmosphäre weggelassen werden. Wie Franz Kafka 1911 feststellte, ist Gesang ein wesentlicher Bestandteil, der das jüdische Leben prägt.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die jüdische Musik weiterentwickelt und ist durch verschiedene kulturelle Einflüsse geprägt worden. Die Reformbewegung im 19. Jahrhundert brachte tiefgreifende Veränderungen mit sich, die eine Integration neuer musikalischer Stile einschlossen. Trotz der großen Bedrohungen, die mit dem Holocaust einhergingen, erlebte die jüdische Musikkultur nach dem Krieg ein bemerkenswertes Wiederaufleben.

Das aktuelle Konzertprojekt in Annaberg-Buchholz ist ein ergreifendes Beispiel dafür, wie Musik als Medium dient, um sowohl Erinnerungen wachzuhalten als auch neue Hoffnung zu schenken. Am kommenden Samstag haben alle die Gelegenheit, Teil dieser musikalischen Reise zu sein und die Kraft der jüdischen Wiegenlieder zu erleben, die trotz ihrer oft trauernden Geschichten auch eine Botschaft des Lebens und der Menschlichkeit vermitteln.

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